Freitag, 12. August 2016

36 & 37 Wick - Cromarty - Inverness: Motor aus - Dieseltank leer


Unser heutiges Ziel Inverness liegt ungefähr 70 Seemeilen entfernt. Wenn wir mit einer durchschnittlichen Fahrtgeschwindigkeit von 5 Knoten rechnen, benötigen wir 14 Stunden bis zur Ankunft. Wir fahren unter Motor da der Wind direkt von unserem Ziel her bläst.

Gleichmässig klingt das Rattern des Motors bis nach sechs Stunden Fahrt und 29,3 Seemeilen totale Ruhe herrscht. Ist der Dieseltank leer? Nach unserer Überschlagrechnung in Wick sollten wir noch genügend Diesel haben. Unser Vorbesitzer hatte mir erklärt, die beiden Dieseltanks zusammen würden 500 Liter fassen, was sich nun als unmöglich herausstellt. Das die Tankanzeige ungenau ist und man sich darauf nicht verlassen kann, das wussten wir.

Zum Glück haben wir genügend Abstand zum Ufer und können uns treiben lassen. Einen Reservekanister Diesel haben wir leider nicht dabei. Doch wir haben den zweiten Dieseltank. Unser Vorbesitzer trennte den zweiten Dieseltank vom ersten damit er in ihn roten Diesel für die Heizung füllen konnte.


Jack schliesst die Leitungen um, so dass wir mit dem zweiten Dieseltank fahren können. Wir müssen den Motor gründlich entlüften bis er endlich wieder anspringt und mit seinem gleichmässigem Rattern weiterläuft. Wie zuverlässig er doch ist, wenn er genügend Diesel bekommt. Die ganze Aktion dauerte gute zwei Stunden.

Zum Glück erzählte uns unser Vorbesitzer seine erlebtes Missgeschick mit dem zweiten Dieseltank. Als er einmal unerwartet keinen Diesel mehr im Tank hatte, so schloss er den Heizungstank an und fuhr munter weiter. Bis nach relativ kurzer Zeit auch dieser Tank leer war. Da fand er heraus, dass der Motor immer 10 Liter Diesel benötigt, jedoch davon nur 2 Liter verbraucht und die restlichen 8 Liter in den Motorentank zurückfliessen lässt. Das heisst nun für uns, dass wir zwar möglichst lange mit dem Heizungstank fahren müssen, jedoch nicht so lange, dass auch dieser wieder leer ist und wir den Motor nochmals mühsam entlüften müssen.

Ich warne Jack, dass er nicht zu optimistisch mit der vollen Tankanzeige umgehen soll. Nach 1 1/2 Stunden Fahrt scheint es angebracht, die Tanks wieder umzuhängen. Der Heizungstank entleert sich ziemlich schnell und die Anzeige des Motorentanks zeigt bis zur Hälfte voll.

Langsam wird es dunkel und wir kommen nur sehr langsam vorwärts. Die Strömung ist gegen uns. Wie weit wird der Diesel noch reichen?

Es gibt noch einen ganz kleinen Hafen, etwa 10 Seemeilen vor unserem Ziel. Den wollen wir nun anlaufen. Die letzten 10 Seemeilen nach Inverness sind nicht ganz einfach und sollte der Motor genau am unpassendsten Moment in einer Engstelle mit starker Strömung abstellen, so haben wir ein Problem.

Gegen Mitternacht fahren wir in den Cromarty Firth ein und für eine kurze Zeit begleiten uns drei Delfine.

Die Bucht ist dunkel und die Hafeneinfahrt ist unbeleuchtet. Es ist schwierig irgendetwas zu erkennen. Kurz vor der Hafeneinfahrt erblicke ich zwei Fischerboote, sie scheinen im Päckchen liegend genau bei der Einfahrt zu sein. Vielleicht täusche ich mich, doch die Einfahrt scheint zu gefährlich. Wir drehen um und sehen eine Boje, wir sind uns jedoch nicht sicher, ob es eine Anlegeboje oder eine Fischerboje ist. Wir entscheiden uns deshalb, dass wir Ankern.

Kurz vor ein Uhr liegen wir friedlich vor Anker und bald darauf schlafen wir friedlich.


Am Morgen versuchen wir den Hafenmeister telefonisch zu erreichen, doch es ertönt nur der Telefonbeantworter. Gerne hätten wir ihn gefragt, ob wir in den Hafen einfahren können oder ob er uns Diesel bringen kann.

Kurz darauf beginnt der Wind zu blasen. Er wird immer stärker. Unser Anker hält nicht und wir driften bei jeder grossen Welle weiter nach hinten. Wir entscheiden uns, denn Anker hochzuholen und nochmals neu zu setzten. Wir kommen einem Schiff an der Boje gefährlich nahe und können ihm im letzten Augenblick entfliehen. Wir nehmen viel Abstand zum Bojenfeld und setzen den Anker nochmals.

Mittlerweile zeigt unsere Windanzeige bei den Böen 30 Knoten an. Unser Anker will wieder nicht halten und wir rutschen diesmal noch schneller davon und kommen den Schiffen des Bojenfeldes näher. Wir müssen den Anker hochholen. Doch was nun? Wir sehen eine Boje und versuchen unser Glück. Die Wellen sind zu hoch, wir haben keine Chance. Jack ruft mir zu "ab nach Inverness".


Der Ruderdruck ist riesig, ich kann kaum  lenken. Wir setzen den Klüver und rauschen aus dem Firth.


Ausserhalb des Firth bläst uns der Wind wieder auf die Nase und wir fahren per Motor weiter. Jack entdeckt plötzlich, dass die Tankanzeige deutlich gesunken ist. Sehr wahrscheinlich haben die Ankermanöver ziemlich Diesel gefressen.

Wir müssen die Segel setzen und aufkreuzen. Der Diesel soll für die Hafeneinfahrt gespart werden. Den Klüver und das Gross reffen wir deutlich.


Nur langsam gewinnen wir an Höhe. Der Wind bläst mit 7-8 Beaufort, bei dieser Windstärke würden wir normalerweise den Hafen nicht verlassen.


Nach 8 Stunden erreichen wir endlich die Brücke bei Inverness und bergen die Segel.


Delfine begrüssen uns bei der Hafeneinfahrt.


Geschafft!!! Welch eine Erleichterung!


Als wir später tanken, passen 180 Liter in den Motorentank und 140 Liter in den Heizungstank.

Einen 20 Liter Reservekanister Diesel haben wir uns nun vorsorglich gekauft und vollgefüllt.

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